Wechsel auf die dunkle Seite: Wie ich in der Wissenschaft gelandet bin


2006, 10. Klasse: Ich schreibe eine 6 in Mathe. 2007, 11. Klasse: Ich wähle Physik ab, sobald es geht. 2008, 12. Klasse: Drei Freund*innen und ich erreichen zusammen so viele Punkte in Mathe wie die Klassenbeste allein. 2018: Ich starte in das dritte Jahr meiner Doktorarbeit am Fachbereich Physik. Wie konnte das passieren?

Sicherlich ist ein gewisser Grad an sadomachistischen Neigungen nützlich. Denn während 3 Semestern Mathe und theoretischer Physik irgendwie die Hoffnung aufrechtzuerhalten, dass es das alles wert ist, ist anspruchsvoll, es ist mühselig und es kann frustrierend sein. Aber glaubt mir: Wenn ich das schaffe, schafft ihr das auch! Und manchmal kommt der Silberstreif am Horizont schneller als man denkt. Langsam fügen sich die Puzzleteile zusammen. Und wenn man das erste Jahr erstmal überstanden hat, fängt es an, Spaß zu machen. Ich habe als naturwissenschaftlicher Analphabet angefangen. Zu sehen, dass sogar ich mithilfe simpler Physik erklären kann, was mit dem Ozean und dem Meereis passiert, war für mich der Höhepunkt meines Studiums.

Danach führte eins zum Anderen: Polar- und Abenteuergeschichten fand ich immer schon faszinierend. Deshalb habe ich einen Hiwi-Job in der Meereisgruppe angefangen. Da habe ich auch meine Bachelor- und Masterarbeit geschrieben, das Ganze mit einem Forschungsaufenthalt auf Spitzbergen garniert und mich nach einem Job umgesehen. Um eine Stelle zu ergattern, muss man manchmal auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, aber das wiederum wäre ein Thema für einen ganz eigenen Blogpost.

Jetzt habe ich viel darüber geschrieben, wie ich hierhergekommen bin, aber was mache ich eigentlich? Ich vergleiche meine Arbeit gerne mit einer Mordermittlung. Stellt euch vor, ihr wärt Sherlock Holmes (zweitbester Job nach Polarforschung) und wollt einen Mord aufklären. Ihr habt verschiedene Zeug*innen, die alle einen Teil des Verbrechens gesehen haben, aber niemand weiß, wer es begangen hat. Indem ihr alle Zeug*innen befragt, ihnen genau zuhört und die Informationen miteinander kombiniert, könnt ihr mehr Informationen rausholen als von jedem einzeln und so vielleicht am Ende den/die Täter*in finden, obwohl niemand die Tat tatsächlich gesehen hat. Ersetzt Zeug*innen durch Satelliten und den/die Täter*in durch die von Meereis bedeckte Fläche und ihr habt schon eine ganz vernünftige Idee davon, wie ich meine Tage so verbringe.

 

Meine dabei angewandte Verhörstrategie wird allerdings Teil eines anderen Blogposts sein. Spoiler: es klappt auch ohne Foltern.

Bis bald und eine schöne Woche,
Valentin

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