{"id":412,"date":"2016-10-27T17:36:16","date_gmt":"2016-10-27T15:36:16","guid":{"rendered":"http:\/\/arctrain.de\/?p=412"},"modified":"2018-11-08T10:57:21","modified_gmt":"2018-11-08T09:57:21","slug":"of-polar-bears-and-northern-lights-living-at-the-edge-of-civilisation","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/arctrain.de\/de\/of-polar-bears-and-northern-lights-living-at-the-edge-of-civilisation\/","title":{"rendered":"Von Eisb\u00e4ren und Nordlichtern \u2013 ein Leben am Rande der Zivilisation"},"content":{"rendered":"
Eins der zwei einzigen Eisb\u00e4renwarnschilder weltweit. Das andere steht 2 Kilometer auf der anderen Seite des Ortes.<\/p><\/div>\n
Longyearbyen in der Nacht.<\/p><\/div>\n
21. Februar 2015. Longyearbyen, Svalbard. 1300 Kilometer n\u00f6rdlich des Polarkreises. Ich steige aus dem Flugzeug, im Wissen, dass der Nordpol f\u00fcr die n\u00e4chsten sechs Wochen n\u00e4her sein wird als der n\u00e4chste McDonalds. Es gibt hier mehr Eisb\u00e4ren (3000) als Einwohner (2600). Die \u201cStadt\u201d darf nur mit Gewehr verlassen werden. Die k\u00e4lteste jemals gemessene Temperatur waren -46.3\u00b0C. Zwischen November und Februar gibt es kein Tageslicht. Warum in Gottes Namen sollte jemand hier freiwillig herkommen? Die Antwort ist: Der Nordpol ist n\u00e4her als der n\u00e4chste McDonalds. Es gibt hier mehr Eisb\u00e4ren (3000) als Einwohner (2600). Die \u201cStadt\u201d darf nur mit Gewehr verlassen werden.<\/p>\n
Vor 15 Jahren fiel meinem elf Jahre alten Ich die Geschichte von Sir Ernest Shackleton und seiner beinahe t\u00f6dlichen Antarktis-Exkursion in die H\u00e4nde. Seitdem wollte ich diesen wilden, sagenumwobenen Ort mit meinen eigenen Augen sehen. Jetzt konnte ich also endlich einen Haken hinter diesen Punkt auf meiner pers\u00f6nlichen Dinge-die-ich-tun-muss-bevor-ich-sterbe-Liste setzen, obwohl ich mich, anders als Shackleton, f\u00fcr die gem\u00fctlichere Hemisph\u00e4re entschieden habe. Trotzdem sind die Gegenwart von riesigen, schneebedeckten Bergen und das beunruhigende Gef\u00fchl, dass ich und 2599 andere die einzigen menschlichen Seelen in einem Umkreis von 1000 Kilometern sind. Und dann ist da noch die st\u00e4ndige unterschwellige Gefahr, einen Eisb\u00e4ren von innen zu sehen. Es erinnert einen daran, dass es immer noch Orte gibt, wo Menschen sich an die Natur anpassen m\u00fcssen und nicht anders herum.<\/p>\n
Der Wunsch, diesen Ort zu erhalten, ist der Grund, warum ich mich in meinem Studium der Polarforschung widme. Obwohl ich vor meinem Trip nach Svalbard schon fast zwei Jahre in der Meereisfernerkundung gearbeitet hatte, hatte ich Meereis noch nie selbst gesehen. Als eine Freundin mir von UNIS (University Centre of Svalbard, www.unis.no) erz\u00e4hlte, wusste ich sofort dass das die Chance war, Feldarbeit mit meinem Kindheitswunsch, in die Arktis zu reisen, in Einklang zu bringen. Der vierw\u00f6chige Blockkurs \u201cRemote Sensing of the Cryosphere\u201d (Fernerkundung der Kryosph\u00e4re) passte perfekt zu meinem Studium. Durch das breite Angebot an naturwissenschaftlichen und technologischen Kursen ist aber f\u00fcr jede*n, der\/die sich im Studium mit der Arktis besch\u00e4ftigt, etwas dabei. Wir hatten an vier Tagen in der Woche Vorlesungen und \u00dcbungen. Am f\u00fcnften Tag waren Exkursionen angesagt. So konnten wir den Stoff aus der Vorlesung direkt im Feld untersuchen. Nach dem obligatorischen Sicherheitskurs inklusive Schie\u00dftraining, dem Retten von Lawinenopfern und anderen \u00dcberlebenstechniken konnten wir loslegen. Das Bauchgef\u00fchl, das mir diese Exkursionen vermittelt haben, ist f\u00fcr mich aus heutiger Sicht unerl\u00e4sslich, um vern\u00fcnftige Wissenschaft zu machen. In meinem gem\u00fctlichen B\u00fcro in den mittleren Breiten h\u00e4tte ich das niemals kriegen k\u00f6nnen.<\/p>\n